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Rezension: Nein sagen will gelernt sein-Erfolgreich Grenzen setzen- Gabi Pörner

Die Autorin Dr. Gabi Pörner studierte Psychologie, Pädagogik und Kommunikationswissenschaften und zählt heute zu einer der gefragtesten Coaches in unserem Lande.

In der Einleitung fasst sie kurz zusammen, worum es ihr in ihrem Buch, das viele hilfreiche Übungen enthält, geht. Dann erst beginnt sie mit ihren klugen Betrachtungen und Übungen, die dem Leser helfen, mentale Muster zu erkennen und aufzulösen, wie auch Selbstwert zu entwickeln und bewusst zu leben.

Zunächst stellt Pörner die Frage "Warum Ja und nicht Nein?" und verdeutlicht den langfristigen Preís für das Jasagen. Hier listet sie eine Reihe von Punkten auf u.a. auch jenen, dass wir durch das Jasagen unsere eigenen Grenzen übergehen, uns überfordern, in Dauerstress gelangen und langfristig krank werden können und dass die Motivation, Kraft, Energie, aber auch die Lebensfreude sinken und man dabei Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein sowie Selbstachtung verliert. Genannt werden allerdings auch die kurzfristigen Gewinne fürs Jasagen, bevor die Übungen beginnen.

Verdeutlicht wird, was geschieht, wenn man zu sich selbst steht, sich abgrenzt und klar gemacht wird auch, weshalb Selbstverantwortung das grundlegende Prinzip für ein erfolgreiches Leben ist. Dargelegt wird zudem, was man unter Zielklarheit versteht und wodurch sich klar definierte Ziele auszeichnen. Pörner macht bewusst, weshalb man ja sagt, obschon man nein sagen möchte und macht begreifbar, dass vieles mit bestimmten Glaubenssätzen zusammenhängt. Diese funktionieren wie innere Gesetze und Vorschriften (S.68) und haben nicht wenig mit den vorherrschenden und tradierten gesellschaftlichen Werten und Normen zu tun.

Pörner listet eine Reihe häufig vorkommender persönlicher Glaubenssätze auf und lässt den Leser dadurch hellhörig werden. Anschließend zeigt sie, zu welchem Verhalten bestimmte Glaubenssätze konkret führen und was diese verhindern. Verdeutlicht wird wie der jeweilige Glaubenssatz äußerlich und innerlich wirkt. Nur derjenige, der sich seine Glaubenssätze bewusst macht, kann sie verändern und auf diese Weise auch verändert sich die eigene Welt. Glaubenssätze reduzieren die Realität, schreibt Pörner und sie verhindern, dass wir zur Ruhe kommen. Sie führen weg von uns selbst und verhindern, dass wir den gegenwärtigen Augenblick erleben, (S.84). Anhand eines Testes kann man feststellen, welchen Glaubenssätzen man unterliegt und was dies für uns bedeutet.

In der Folge dann lernt man Blockaden zu lösen und Glaubenssätze zu verändern. Auch hier kann wieder geübt werden. Durch solche Übungen macht man sich Sachverhalte erst richtig bewusst und schafft es auch, Blockaden zu lösen. Es führt leider zu weit,  im Rahmen der Rezension auf Details einzugehen. Wichtig ist es, auf die Forderungen des inneren Kritikers zu achten, zu ermitteln, was er möchte, woher er kommt, woran man ihn erkennen kann und in erster Linie, wie man konstruktiv mit ihm umgeht und sich durch ihn nicht schwächen lässt.

Ich habe einige Bücher zum Thema Burn-out gelesen und auch rezensiert, aber noch nirgendwo so präzise aufgezeigt bekommen, wie die fünf Phasen, die zum Burn-out führen, gestaltet sind. Nach Ansicht Pörners ist Burn-out weit mehr als ein geistiger, emotionaler und körperlicher Erschöpfungszustand. Klar aber ist, dass er sich dadurch ausdrückt, dass die Kräfte des Menschen völlig erschöpft sind und man spürt, dass man nicht mehr kann.

Burnout ist ein Problem zumeist sehr intelligenter Menschen, die über eine hohe Leistungsbereitschaft verfügen und sich selbst ausbeuten. Hinterfragt werden muss, das ewige Jasagen und es muss wieder eine Verbindung zu sich selbst hergestellt werden. Pörner macht klar, weshalb intakte Grenzen wichtig sind, auch wie man merkt, dass man an seine eigenen Grenzen stößt und wie man mit den Grenzen anderer umgeht. Sie erläutert sehr gut, was innerlich geschieht, wenn man sich gegenüber anderen abgrenzt.

Man erfährt im Buch auch wie wichtig Akzeptanz im Zusammenhang mit dem eigenen Befinden ist. Sie stellt die Grundlage proaktiver Veränderungen und den Beginn für neue Entwicklungsprozesse dar.

Nach Ansicht der Autorin geht es darum, eine Situation umfassend anzunehmen und mit ihr auch die unliebsamen Gefühle, die Empfindungen, Gedanken und Handlungen als auch die Annahme der eigenen Grenzen und Begrenztheit unseres eigenen menschlichen Daseins, (S.166). Man kann nur das ändern, was in der eigenen Macht steht, alles andere muss man akzeptieren, hat aber die Chance seine persönlichen Konsequenzen daraus zu ziehen.

Neben Akzeptanz ist auch Achtsamkeit wichtig, denn durch beides ändern sich Gedanken und Gefühle, lösen sich Spannungen, gewinnen wir Abstand zu bestimmten Gedanken, Gefühlen und Empfindungen und können besser mit Stress umgehen. Wie das funktioniert, erlernt man im diesem Buch ebenso, wie das Stärken der inneren Kraftquellen und des Selbstvertrauens. Bis zum Ende des Buches warten immer wieder Übungen auf den Leser, der stets besser lernt nein zu sagen und Konflikte erfolgreich zu lösen.

Pörner zeigt nicht zuletzt, wie man Manipulationsversuche anderer erkennt. Gibt man einem Manipulator immer wieder nach, so belohnt man ihn. Er weiß, auf welche Weise er seinen Willen durchsetzen kann. Er testet immer wieder aufs Neue unsere Grenzen und schaut wie weit er gehen kann. Je mehr Macht man ihm einräumt, umso leichter ist das Spiel für ihn, (S.247). Wir sollten achtsam sein und genau analysieren, wo wir manipulierbar sind. Genau dort nämlich müssen wir an uns arbeiten.

Mitgefühl mit sich selbst sollte man lernen, wenn man sich vor einem Burn-out schützen will und man sollte auch vergeben können und eine dynamische Balance von Ja und Nein schaffen. Wie das geht, zeigt Dr. Gabi Pörner in ihrem wirklich klugen Buch allen, die den Wunsch haben, neue Wege zu gehen, um wieder freier atmen zu können.

Sehr empfehlenswert.

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Rezension:Kleine Schule der Emotionen: Wie Gefühle uns bestimmen und was unser Leben lebendig macht (Gebundene Ausgabe)

Der von mir hoch geschätzte Benediktinermönch Pater Anselm Grün hat in diesem Jahr erneut eine große Anzahl von Büchern vorgelegt. "Kleine Schule der Emotionen" ist eines davon. Es erinnert mich ein wenig an Texte antiker Philosophen, zeitgleich aber auch an Bücher kundiger Psychologen aus dem Hier und Jetzt.

Pater Anselm reflektiert die Gefühle Angst, Antipathie, Ärger, Beleidigtsein, Bitterkeit, Eifersucht, Ekel, Emotionale Dürre, Enttäuschung, Ergriffenheit, Feindseligkeit, Freude, Gelassenheit, Gier, Gleichgültigkeit, Glück, Hass, Heiterkeit, Hoffnung, Kränkung, Kummer, Langeweile, das Gefühl der Leere, Liebe, Lust, Mitleid, Neid, Ohnmacht, Rachsucht, Resignation, Reue, Schadenfreude, Scham, Schuldgefühl, Sehnsucht, Sorge, Staunen, Stolz, Zufriedenheit, Trauer, Überraschung, Vertrauen, Verwirrung, Verzweiflung, Vorfreude, Zorn und Wut, Zuversicht. Dabei lädt er den Leser ein, all diese Gefühle zu überdenken und sich ihre Sinns bewusst zu werden.

Heute vor 75 Jahren fand die sogenannte Reichskristallnacht statt. Mit diesem fürchterlichen Ereignis begann die systematische Vertreibung, Enteignung und Vernichtung der Juden. Der Hetzredner Goebbels appellierte zuvor immer und immer wieder an die Gefühle Neid, Gier, Schadenfreude und Hass seiner Zuhörer und brachte auf diese Weise große Teile der deutschen Bevölkerung dazu, den Juden gegenüber feindselig, zornig und wütend und auch gleichgültig zu sein. Dieses emotionale Klima wurde von dem Nazí-Gesindel bewusst herbeigeführt, um sich an den Juden zu bereichern und schließlich sechs Millionen Menschen zu ermorden, um sich deren Besitz endgültig anzueignen. Das Nazí-Gesindel nutzte bestimmte Gefühle der Menschen im Land der Dichter und Denker und schürte diese ganz gezielt, um ihre perfiden Pläne durchsetzen zu können.

Woran es vielen Deutschen mangelte war Mut, Mitgefühl, zudem scheint bei vielen eine emotionale Dürre vorgelegen zu haben, deren Ursache meines Erachtens in den Erziehungsmethoden des Wilhelminischen Reiches zu suchen ist.

Es gibt Menschen, die nichts mehr empfinden können, schreibt Pater Anselm in seinen Betrachtungen zur "Emotionalen Dürre". Solche Menschen sind im Blick auf andere unempfindlich. Solche Menschen hören nur die Worte, aber sie haben keinen Zugang zu den Gefühlen anderer. Nicht selten wollen solche Menschen andere verletzen und sprechen voller Verachtung von jenen, die diesen Gefühlsmangel nicht haben. Sie lenken, so Pater Anselm, mit ihrem Tun von ihrer emotionalen Dürre und Unempfindlichkeit ab, (vgl.: S. 42).

 Der Benediktinermönch zeigt in seinem Buch, wie man einzelne Gefühle positiv zu nutzen vermag, wie man dadurch, dass man sich der Gefühle bewusst wird, sie zur positiven Veränderung der eigenen Persönlichkeit einsetzen kann.

 Ich empfehle allen, nicht nur die Lektüre des hervorragenden Buches von Pater Anselm, sondern zum heutigen Tage den bemerkenswerten Beitrag von Wikipedia "Novemberpogrome 1938" zu lesen, sich eventuell der eigenen emotionalen Dürre bewusst zu werden oder auch zu erfühlen, welche Ängste, Einsamkeit, Enttäuschung, Kränkung, welche Ohnmacht, welchen Kummer und welch unsägliche Trauer all diese geschunden Juden erlitten haben, bevor man sie ermordet hat.

Unsere Aufgabe besteht darin, sich unserer Gefühle bewusst zu werden und unsere emotionale Intelligenz als auch unsere emotionale Kompetenz zu schulen, damit wir nicht in die Fänge von Hetzrednern geraten. Dazu eignet sich Pater Anselms Buch ganz hervorragend.

Dieser kluge Autor schreibt "Achten Sie beim Lesen meiner Gedanken immer auf die eigene Reaktionen in Ihrem Herzen."

 Ja, das sollte man.

Fragen Sie sich: Was empfinde ich, wenn ich das Leid anderer sehe? Was empfinde ich, wenn ich auf der Straße sehe, wie eine Mutter ihr Kind verprügelt? Gleichgültigkeit? Schadenfreude? Mitgefühl? Wie steht es um die eigenen sozialen Fähigkeiten? Ducke ich mich weg?

Sehr empfehlenswert.