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Rezension:Vom rechten Maß. 21 Schritte zur Lebenskunst (Gebundene Ausgabe)

Martin Kämpchen, der Autor dieses sehr guten Buches studierte einst in Wien, Paris und Indien. Heute lebt und arbeitet er in Santiniketan (Indien), Kaliimpong (Himalaya) und in Boppard. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass er Übersetzer und Biograf von Rabindranath Tagore ist.

Das Vorwort zum Buch, das einige sehr schöne Illustrationen enthält, die auf den letzten Seiten kurz erläutert werden, hat der Abtprimas des Benediktinerordens Notker Wolf verfasst. Er weist darauf hin, dass dieses Buch kein Ratgeber ist, denn es bietet keine Lösungen an. Stattdessen fordern die Texte dazu auf, unsere Freiheit wahrzunehmen und zu entfalten. Es geht um das rechte Maß. Darin sieht der abendländische Mönchsvater Benedikt die "Mutter aller Tugenden". Wolf begreift das Werk als Buch der Weisheit, in dem der Reichtum von West und Ost miteinander verschmelzen. Diesem Urteil schließe ich mich an, nachdem ich die Texte in den letzten Stunden aufmerksam und mit großer Begeisterung gelesen habe.

Martin Kämpchen erläutert in seiner Einführung, was man unter dem Begriffsbild "Vom rechten Maß" zu verstehen hat. Es geht dabei stets um zwei Gegenstände, Zustände bzw. Lebenshaltungen, die gegeneinander abgewogen werden. Dabei wird deutlich, dass es im Leben kein Entweder-oder, kein Schwarz-Weiß, Positiv-Negativ oder allgemeiner, keine sich ausschließenden Gegensätze gibt. Es geht also um das "Sowohl als Auch". Unsere Aufgabe besteht darin, diesbezüglich stets das rechte Maß zu finden.

Untergliedert sind die geistig sehr bereichernden Texte in drei Abschnitte:

Die Waagschalen auspendeln lassen, um das Maß zu finden
Lebenssattheit ist ein Zeichen, dass wir recht gelebt haben
Zuverlässigkeit ist ein Stück Himmel auf Erden.

 Immer wieder wird dem Leser nahegebracht, wie wichtig es ist, das Maß zu finden, sei es beim Sammeln und Loslassen, Reden oder Schweigen, der Angst und dem Mut etc., etc.. Es ist wohl wahr, wer nicht loslassen kann, hat die wichtigste Lektion des Lebens noch nicht gelernt. Nur wenn man das Prinzip des Loslassens begriffen hat, akzeptiert und für sich lebt, schafft man es, über sich hinaus zu denken und zu fühlen sowie den Tod zu begreifen. Reife Menschen können loslassen und auf diese Weise erahnen, was es bedeutet, uns selbst überwunden zu haben.

 Leider ist es nicht möglich, auf alle Texte im Buch im Rahmen der Rezension einzugehen. Erwähnen möchte ich aber die Betrachtungen zu "Neugier und Lebenssattheit". Nicht Stumpfheit, Apathie und Passivität ist der Gegenpol zur Neugierde, sondern Lebenssattheit. Das wird den ein oder anderen überraschen. Ja, es ist tragisch, wenn sich Neugier niemals beruhigt und man vom Leben selbst im hohen Alter nicht genug haben kann. Alles hat seine Zeit.

 Das sollte jeder begreifen und auch hier das Maß ausloten. An anderer Stelle im Buch lese ich, dass das von der Gier Gesammelte niemanden erfreuen kann, "denn Gier hat nie genug, und inmitten ihrer Opulenz fühlen sich gierige Menschen ärmer" als solche mit maßvollem Besitz. Das konnte ich auch immer wieder beobachten, denn mir sind in meinem nicht virtuellen Leben einige unendlich gierige Menschen begegnet, die unglaublich unzufrieden waren, obschon sie objektiv keinen Grund dazu hatten.

 Alle kreativen Menschen sollten sich bewusst machen, dass der Gegenpol zur Kreativität Gewöhnung darstellt. Wer im Extrem des kreativen Pols verhaftet bleibt, läuft Gefahr, sich in den neuen Räumen seiner Fantasien und Gefühle zu verirren und an kein Ende zu kommen, (vgl.: S.99). Kreativität benötigt Erdung, so der Autor und Gewöhnung ist die Form, in die sich die kreative Energie gießt. Gefallen hat mir in diesem Zusammenhang auch die Definition von Kreativität, die ich hier zitieren möchte: "Kreativität bedeutet die Entbindung von Denkgewohnheiten, von Lebenskonventionen, bedeutet die Rückkehr ins Umgeschaffene, Ungeformte und Unstrukturierte." (Zitat, S.99)

Vielleicht sollte man alte Denkgewohnheiten loslassen, um sich auf dieses Buch mit den klugen Betrachtungen, wie man sich sinnvollerweise innerhalb unterschiedlicher Verhaltenspole bewegt, entspannt einzulassen und wenn man es schafft, sich über den Gedanken:"Begeisterung entsteht also nicht aus Ich-Bezogenheit, sondern sie fegt den Egoismus hinweg. Begeisterung drängt uns, aus unserem Ego herauszutreten." (S.89) zu freuen, dann, so glaube ich, ist man auch dem Weg, der erfahrbar macht, wie man das richtige Maß in allen Dingen findet.

Sehr empfehlenswert.

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