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Rezension: Einander anerkennen- Anna Maria Kalcher, Karin Lauermann (Hg.)- Verlag Anton Pustet

"Einander anerkennen" ist eine Sammlung sehr lesenswerter Aufsätze namhafter Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Genres der Pädagogik und ihrer Bezugswissenschaften als auch der Praxis, die sich darüber einig sind, dass #Anerkennung, #Achtung und #Respekt in der pädagogischen Arbeit zu den zentralen Voraussetzungen zählt, sofern Entwicklung und Erziehung, Lernen und Bildung gelingen sollen. 

Der erste Beitrag stammt von DDr. Michael Landau. Er ist Präsident der Caritas Österreich. Sein Beitragsthema nennt er  "Für eine Kultur der Anerkennung" und schreibt eingangs, worum es ihm hauptsächlich geht: "Anerkennung ist die Basis für ein friedliches Zusammenleben. Es geht um die Akzeptanz der Anderen und um eine positive Sichtweise gelebter Vielfalt als Chance für Entwicklung. Anerkennung bedeutet aber auch Respekt vor dem, was anderen heilig ist. Eine Kultur der Anerkennung entsteht nicht beiläufig. Sie ist ein hohes Gut sozialer, politischer und religiöser Weitsicht. Anerkennung braucht Dialog, aber auch das Wissen um den eigenen Standpunkt."

Ich zitiere diese Anfangspassage ganz bewusst in meiner Rezension, um zu dokumentieren, weshalb dieses Buch sofort meine Neugierde geweckt hat. Michael Landau schreibt, dass sich an die Caritas, deren Präsident er ist, in erster Linie Menschen wenden, die sich in einer Notsituation befinden und nicht mehr zu helfen wissen. Die meisten dieser Menschen sind Außenseiter. Er wirbt dafür, Menschen an den Rändern der Gesellschaft in die Mitte zu holen und Menschen unabhängig von Leistung und Normalität zu achten und wertzuschätzen. 

Es geht ihm auch darum, unsichtbare Gesichter sichtbar zu machen, zu achten und zu ehren, anstelle zu verachten und zu demütigen und bei allem, die Würde des Menschen im Auge zu haben. Er zitiert in der Folge Arno Grün, dessen Grundthese u.a. den Satz enthält  "Menschen, die sich zu gewalttätigen Ideologien gleich welcher Couleur hingezogen führen, sind als Kinder entweder vernachlässigt oder aber systematisch gedemütigt, heruntergemacht, misshandelt worden." Diese Annahme begründet er dann näher. Als Gegenmittel zum Unmenschlichen nennt  Arno Grün Empathie. In ihr sieht er den wirksamsten Schutz gegen Gräueltaten. 

Für Landau ist klar, dass die Demokratie eine Kultur der Anerkennung benötigt. Diese Anerkennung hat etwas mit der bedingungslosen Anerkennung vom Leben an sich zu tun. 

Auf alle Aufsätze des Buches im Rahmen der Rezension näher einzugehen, sprengt leider den Rahmen. Unter den Autoren sind viele Professoren unterschiedlicher Fakultäten, die jeweils aus ihrem Fachbereich heraus,  sich mit dem vorgegebenen Thema auseinandersetzen. 

Dr. Dr. h.c. Hans Tiersch ist Prof. an der Universität Tübingen. Er reflektiert die Anerkennung als Voraussetzung und konkrete Utopie in pädagogischen Aufgaben. Hier stellt er  u.a.Überlegungen zur Anerkennung im Alltag aber auch als Projekt der Moderne an und reflektiert Anerkennung als ethisch geladenen Begriff. Für ihn steht fest, dass das pädagogischen Geschäft Anerkennung benötigt und genau dafür  wirbt er überzeugend, ohne zu vergessen zu erwähnen, dass bei allem die Macht der Pädagogen hinterfragt werden muss in Bezug auf deren Motive. 

Prof. Dr. Jean-Luc Patry von der Uni Salzburg meint, dass Toleranz und Anerkennung nicht ausreiche, sondern die Würde des Menschen berücksichtigt werden müsse. Wo Unrecht geschieht, sei Toleranz verwerflich. Was zu tolerieren sei, müsse moralisch begründet werden. Die Fähigkeit zur Begründung müsse  dabei gefördert werden.  Dem stimme ich  ohne  Bedenken zu.

Die Aufsätze in diesem Buch fördern das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Kultur der gegenseitigen Anerkennung und machen begreifbar, dass sie, wie Michael Landau eingangs bereits betont, die Basis für ein friedliches Zusammenleben darstellt.

Gegenseitige Anerkennung zum Jahresmotto 2016 zu machen, wäre eine wahrlich sinnstiftende Maßnahme!  

Empfehlenswert.

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Rezension: #Freundschaften- Ein #Lesebuch für #Nachdenkliche- #dtv

Die Herausgeberinnen dieses philosophischen Lesebuches sind Brigitte Hellmann und Rosmarie Mailänder.

Die wunderbare Textsammlung enthält Schriften aus unterschiedlichen Jahrhunderten von Philosophen, Schriftstellern und Dichtern zum Thema Freundschaft. 

Untergliedert sind die Texte in die Rubriken 
Was ist Freundschaft? 
Freundschaft schließen 
Wer ist ein Freund? 
Freundschaft und Liebe, passt das zusammen? 
Vom Umgang mit Freunden 
Etwas andere Freundschaften 
Ohne Freunde ist alles nichts, oder? 

Im Quellenverzeichnis auf den letzten Seiten erfährt man, wann die einzelnen Autoren lebten und aus welchen Werken die ausgewählten Texte stammen. 

Zu den Autoren zählen u.a. Aristoteles, Georg Büchner, Cicero, Jean Cocteau, Epikur, Goethe, Heinrich Heine, Sören Kierkegaard, Konfuzius, Michel de Montaigne, Plutarch, Friedrich Schiller, auch Georg Simmel und Kurz Tucholsky. Dies zeigt, dass das Thema Freundschaft  unendlich viele kluge Köpfe beschäftigt hat, nicht zuletzt weil es bekanntermaßen viel auszuloten gibt,  auf der Suche nach der wahren Freundschaft.  

Jedem Kapitel ist zur Einstimmung eine Sentenz eines Denkers vorangestellt. Das erste Kapitel beginnt mit einem Gedanken von Michel de Montaigne. 

Dieser lautet: "Die Freundschaft lebt vom ungehinderten Gedankenaustausch." Dieser Meinung schließe ich mich an. Wer den Kontakt abbricht, bricht den Gedankenaustausch ab und damit die Freundschaft. 

Der Textreigen nimmt seinen Anfang mit Iso Carmatin, der an einer Stelle seines Textes sagt, dass Freundschaften dort gedeihen, wo man Menschen findet, in deren Nähe man so sein kann,  wie man sein möchte. Aristoteles formuliert, wann eine Freundschaft vollkommen sei und weiß, dass dieses gute und an Tugend ähnliche Menschen voraussetzt. 

Eine wichtige Passage aus der "Kleine Prinz" wurde nicht vergessen und es werden immer wieder Gedichte zum Thema Freundschaft angeführt.

Besonders gut gefallen hat mir die Sentenz von Ralph Waldo Emerson. Er formuliert: "Ich möchte Freundschaft nicht wie Mimosen behandeln, sondern mit der strikten Courage. Wenn sie etwas taugen, sind sie weder zerbrechliches Glas noch Eisblumen, sondern das Solideste, was sich denken lässt."

Interessant finde ich die Schwerpunkte im Hinblick auf Freundschaftsbetrachtung nicht nur in unterschiedlichen Jahrhunderten, sondern auch in den verschiedenen Kontinenten. Konfuzius sagt in seiner Freundschaftsbetrachtung u.a., dass Freundschaft dazu dienen solle, dass man sich gegenseitig auf liebevolle Weise im Guten fördert. 

Freundschaft als Geburtshelfer des Guten ist eine wundervolle Vorstellung, die es gemeinsam zu leben lohnt und wenn man sich dabei zudem noch  Epikurs Gedanken über Freundschaft zu Herzen nimmt, wird alles gut. Einer dieser Gedanken lautet: "Die Freundschaft tanzt rund um die bewohnte Welt und verkündet uns allen, wir sollten zu ihrem Lobpreis aufwachen."

Empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen sie zu dtv und können das Buch dort direkt bestellen. Sie können es aber auch bei ihrem Buchhändler um die Ecke ordern. http://www.dtv.de/buecher/freundschaften_34866.html

Rezension: Die #Psychologie der #Untreue- #Shirley_P_Glass – #Klett_Cotta

Dieses Buch erschien erstmals im Jahre 2003 unter dem Titel "NOT Just Friends" in New York. Zwar ist die Autorin Shirley P. Glass zwischenzeitlich verstorben, doch das Thema ist nach wie von großer Bedeutung, insofern wird das Werk gewiss noch viele Jahre hindurch Leser finden, die im Rahmen von vier großen Teilen mehr über das Phänomen #Untreue in Erfahrung bringen wollen oder aber nach Wegen suchen,  nach einem #Treuebruch wieder #Vertrauen zum Partner aufzubauen und zu seelischem Gleichgewicht zurückzufinden. 

Die Statistik offenbart, dass bei 50 Prozent aller Paare, ob verheiratet oder zusammenlebend, ob hetero- oder homosexuell, mindestens ein Partner im Verlauf der Beziehung sexuell oder emotional die Treue bricht. 

Das Buch zeigt, was man unter Untreue überhaupt zu verstehen hat und wie diese sich zuträgt. Dabei sollte man wissen, dass es Affären gänzlich ohne #Sex gibt und der schlimmste Treuebruch sich mitunter ohne jede Berührung abspielt. 

Menschen, denen Betrug in der Familie oder von Freunden her vertraut ist, tendieren eher zu betrügerischem Verhalten. Affären von Frauen sind nicht selten das Resultat langjähriger Unzufriedenheit. Eine Affäre lässt sich in einer Partnerschaft nicht verarbeiten, wenn man sie verschweigt, so die Autorin. 

75 Prozent der #Ehen mit einem Seitensprungspartner enden letztlich wieder in einer Scheidung, d.h. dass die neuen Bindungen nur höchst selten von Bestand sind. 

Im Rahmen eines Tests kann man in Erfahrung bringen, ob aus einer Freundschaft bereits eine emotionale Affäre geworden ist. Glass zeigt, wo die Gefahrenzonen für einen #Seitensprung besonders hoch sind und nennt  hier den "Arbeitsplatz" aber auch die "Intimität der sozialen Medien". 

Untreue im #Internet bezeichnet die Autorin als außereheliches Abenteuer, das die drei Kriterien erfülle, die eine platonische Freundschaft von einer emotionalen Affäre unterscheidet. Sie nennt emotionale Intimität, Heimlichkeit und Anfachung der sexuellen Chemie. 

Ein Test macht begreifbar, ob eine Online-Freundschaft bereits zu eng ist und für die Partnerschaft bzw. Ehe zur Gefahr werden kann. Zur Sprache kommt der Übergang in ein Doppelleben. Dabei wird erläutert, was in einer Affäre eigentlich geschieht und was passiert, wenn Sex in eine emotionale Affäre Einzug hält. 

Das Lügen und Aufspalten in einzelne Teile wird ebenso kommuniziert wie der Augenblick der Entdeckung und die erste Zeit danach. Erörtert wird, weshalb manche Menschen schwerer getroffen sind als andere, in diesem Zusammenhang erfährt man über  individuelle Verletzlichkeiten Wissenswertes. Dabei spielt neben geringer Selbstachtung beispielsweise auch elterliche Untreue eine Rolle. 

Der Charakter eines Betrugs wird skizziert und es wird  dargelegt, welche Schritte man unternehmen soll, um den Seitensprung-Kontakt  vollständig zu beenden, sofern man seine Ehe retten will. Wie man mit Rückfällen umgeht, wird auch thematisiert und auch wie der betrogene Partner wieder vertrauen entwickeln kann. 

Mittels Test kann man feststellen, wie hoch die individuelle Anfälligkeit für Seitensprünge ist, die offenbar altersunabhängig geschehen können. Gründe, weshalb man seine Ehe schützen sollte, gibt es viele,  auf diese wird auch aufmerksam gemacht. Insofern ist es nicht nur wichtig, sich über die sieben Fakten der Untreue zu informieren, sondern sich auch klar zu machen, dass das Scheidungsrisiko im Falle der Verehelichung   mit dem Geliebten  statistisch extrem hoch ist. 

Ein lesenswertes Buch, das frei von  puritanischen Überlegungen, sehr gut aufklärt über ein Thema, das nicht selten viel Herzschmerz  für alle Beteiligten  bereit hält.

Empfehlenswert 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu Klett- Cotta und können das Buch dort direkt bestellen. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.http://www.klett-cotta.de/buch/Partnerschaft/Die_Psychologie_der_Untreue/61938